Der Trend geht hin zum kurzen Einsatz

Bonner Rundschau
von Gabriele von Törne
Bonner-Rundschau Der Trend geht hin zum kurzen Einsatz
FOTO: Petra Reuter
Präsentieren das Angebot vor den Räumen des Freiwilligenzentrums Blickwechsel (v. l.): Doris Kübler, Gernolf Karrer, Margret Freund und Angelika Skupnik.

Acht Jahre Freiwilligenzentrum Blickwechsel in Rheinbach – Bedarf in der OGS

Rheinbach. Vorlesen in einer Kindergruppe, Hausaufgabenbetreuung, mit einem Hund aus dem Tierheim spazieren gehen oder Bingo spielen im Seniorenhaus–die vom Freiwilligenzentrum „Blickwechsel“ vermittelten ehrenamtlichen Beschäftigungsmöglichkeiten sind vielfältig. „Interessierte können unter zahlreichen Einsatzmöglichkeiten wählen, zu denen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ebenso dazugehören wie Senioren-und Sozialeinrichtungen“, erklärt Sprecherin Doris Kübler. Manchmal genüge schon eine Stunde pro Woche.

Seit April 2014 helfen die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen interessierten Bürgern dabei, eine passende Tätigkeit zu finden. Gleichzeitig unterstützen sie Rheinbacher Organisationen bei der Suche nach Freiwilligen – das stets gemäß ihren Leitlinien „sich engagieren, Kenntnisse weitergeben und freie Zeit schenken“. In diesem Jahr wird das Zentrum acht Jahre alt. Ein Grund für das Leitungsteam, bestehend aus den Sprecherinnen Doris Kübler und Angelika Skupnik sowie Margret Freund und Gernolf Karrer, ein wenig die Werbetrommel zu rühren: „Wir können weitere Freiwillige gebrauchen!“

Seit ihrer Gründung hat sich die private Initiative, die seit 2016 mit der Taschengeldbörse des Seniorenforums kooperiert und seit einem halben Jahr dem Netzwerkes „Vereint für Vielfalt“ angehört, gut entwickelt. So kamen in den acht Jahren insgesamt 145 Interessierte zur Beratung. Von den vermittelten Personen liege die Zahl der langfristig Aktiven aktuell bei 22, führte Angelika Skupnik aus: „Diese Freiwilligen haben offensichtlich ihre ,Berufung’ gefunden.“ Einige wie sie selbst und Doris Kübler sind sogar von Anfang an mit dabei, rund 50 haben nach teils mehrjährigem Engagement ihr Ehrenamt beendet.

Die Altersspanne der größtenteils weiblichen Ehrenamtlichen liegt zurzeit zwischen ungefähr 60 und 80 Jahren. Nach der Aufbauphase, während der zeitweilig 59 Einrichtungen mit im Boot gesessen hatten, hat sich sie Anzahl der Organisationen und Vereine bei aktuell 28 eingependelt. „Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit den Ansprechpartnern und sind auf dem Laufendem, wen sie suchen.“ Zu verdanken ist der Erfolg nicht zuletzt der Expertise der sieben Gründerinnen und des heutigen Kernteams.

Wie ihre 22 Mitstreiter möchten alle ehrenamtlich Engagieren ihre Kenntnisse weitergeben und ein wenig ihrer freien Zeit denen schenken, die Hilfe benötigen, sagen Kübler, Skupnik, Feund und Karrer. Letzterer ist zusätzlich beim Georgsring als Joblotse tätig, Angelika Skupnik wiederum ist seit Jahren bei der ökonomischen Hausaufgabenhilfe der Gemeinschaftsgrundschule Sürster Weg im Einsatz.

Inzwischen habe sich das Verständnis von Ehrenamt jedoch geändert, sagen die vier einhellig. Der Trend gehe vom langjährigen kontinuierlichen Wirken in einem Bereich zum kurzfristigen spontanen Einsatz bei akutem Bedarf. So seien nur vier Ehrenamtlerinnen seit acht Jahren durchgehend in einer Einrichtungtätig. Eine davon ist Monika Bauers, die dreimal wöchentlich in jeweils verschiedenen Seniorenhäusern Klavier spielt. „So etwas ist selten, die meisten orientieren sich irgendwann um.“

Hilfsbedarf bestehe zurzeit bei den Offenen Ganztagsschulen sowie in den Altenheimen, wobei es vor allem an männlicher Unterstützung im Ehrenamt fehle, führte Gernolf Karrer aus. Konkret werde im Rheinbacher Bonifatius-Seniorenzentrum ein Mann zur Leitung des dortigen Stammtisches gesucht. Im Altenzentrum „Haus am Römerkanal“ fehle ein bastelfreudiger Eisenbahnliebhaber, der mit den Bewohnern Züge auf der dort aufgebauten Eisenbahnlandschaft fahren lässt.

Wichtig sei bei jedem Einsatz, dass das Ehrenamt Freude mache und zu der jeweiligen Person passe, betonte Skupnik. Darum würden in einem ausführlichen und auf Wunsch unverbindlichen Informations- und Beratungsgespräch gemeinsam Interessen und Stärken erkundet und festgelegt, welches Zeitkontingent einplant werden kann. Der einmal aufgebaute persönlichen Kontakt zu den Ehrenamtlichen werde über die Zeit erhalten, „so dass wir erfahren, was ihnen an ihrem Engagement Freude macht und wo vielleicht der Schuh drückt.“

Der Name des Freiwilligenzentrums „Blickwechsel“ soll übrigens auf den Prozess hinweisen, der einsetzt, wenn Helfer durch ihre ehrenamtliche Arbeit neue oder andere Einblicke in gesellschaftliche Lebensbereiche erhalten.

Wer an einem freiwilligen Engagement interessiert ist, kann sich donnerstags von 15 bis 17 Uhr im Himmeroder Hof beraten lassen.
Kontakt: helfen@blickwechselrheinbach.de.